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Turing-Test

Dieser Intelligenztest wurde einst erdacht, um geistige Unterschiede zwischen Mann und Frau festzustellen. Der begabte britische Mathematiker und Informatiker Alan Turing schlug 1949 vor, den Test zu verwenden, um künstliche Intelligenz von Rechnern festzustellen bzw. zu definieren. Man glaubte damals, daß ein System dann intelligent sei, wenn es in geistigen Fähigkeiten dem Menschen gleiche (sog. kognitive Modellierung).

Testanordnung
In einem abgeschlossenen Raum sitzt ein (natürlich intelligenter) Mensch mit Datensichtgerät. In einem zweiten Raum steht das zu bewertende Rechensystem. Beide sind über Leitung mit dem Datensichtgerät eines Testleiters (Analysators) verbunden, der nicht weiß, welcher Partner der Rechner, welcher der Mensch ist.

Testverlauf
Der Testleiter konfrontiert beide Partner wechselweise mit intelligenten, verfänglichen, sinnvollen oder auch sinnlosen Fragen und Aufgaben, die aus seinem gesamten Wissens- und Intelligenzrepertoire stammen.

Wenn es ihm nicht gelingt, anhand der Antworten zu unterscheiden, welcher Partner der Mensch, wer der Automat ist, so muß der Automat eine dem Menschen vergleichbare Intelligenz besitzen.

Kritik
Wenn man denn akzeptierte, daß Intelligenz genau durch "menschliche Intelligenz definiert" sei, krankt dieser Test an der Testanordnung, genauer am Repertoire des Testleiters. Dessen Intelligenz IST beschränkt (vgl. Intelligenzdefinition), so daß er zu genau verkehrten Ergebnissen kommen muß. Bsp: Er fordert beide Partner zum Schach heraus, und wird gerade vom Rechner besiegt. Hat der Rechner dann Intelligenz? Nein. Diese "Definition" ist also sinnlos. Der Turing-Test, der weithin als bisher beste Definition der Intelligenz gesehen wird, zementiert den empirischen, behavioristischen Ansatz der US-amerikanischen KI-Forschung, indem er polykontexturale, transzendentale Maschinenmodelle ausschließt.

interessant…
Das berühmte Frage-Antwort Programm "Eliza" von Richard Weizenbaum (MIT Boston 1952; er lebt heute in Berlin) bewies, mit welch einfachen logischen und Diskurs-Techniken man Menschen intelligente Fähigkeiten vorgaukeln kann. Weizenbaum gehört heute zu den profilierten KI-Kritikern: "Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft" (1956). Seine Kritik ist jedoch teilweise unlogisch, zu stark mit emotionalen Argumenten durchsetzt.

Interessant ist auch, daß namhafte Protagonisten (Leitfiguren) der KI-Forschung behaupten, man dürfe den Intelligenzbegriff überhaupt nicht objektivieren! Dahinter steht nach unserer Auffassung der Versuch akademischer Interessengruppen, Geldgeber mit attraktiven, irgendwie eingängigen, modischen, aber in Wirklichkeit nicht realisierbaren Projektanträgen zu betrügen. Mit sog. evolutionären Systemen und insbesondere Neuronalen Netzen wurden riesige Summen verschwendet. Seit Anfang der 90er Jahre erscheint KI-Forschung konzeptionslos, obwohl Kenntnisstand und Werkzeuge sofort echte Fortschritte in vielen Bereichen des Lebens ermöglichen würden.

Kontakt: info@mathint.com